MRGN-Prävalenz in der normalgesunden Bevölkerung Niedersachsens

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https://doi.org/10.48693/335
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Title: MRGN-Prävalenz in der normalgesunden Bevölkerung Niedersachsens
Authors: Hillenbrand, Jacqueline
ORCID of the author: https://orcid.org/0009-0006-2642-9923
Thesis advisor: Prof. Dr. Swen Malte John
Thesis referee: PD Dr. Richard Brans
Abstract: Einleitung: Über die letzten Jahre haben die Prävalenzen multiresistenter gramnegativer Stäbchenbakterien (MRGN) und daraus resultierenden, eingeschränkt behandelbaren bakteriellen und teils nosokomialen Infektionen weltweit zugenommen. Bisher bekannte MRGN-Quellen wurden durch den Fokus auf bestimmte Risikogruppen belegt. Das Ausmaß der tatsächlichen MRGN-Verbreitung in der asymptomatischen Allgemeinbevölkerung eines Landes ist bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht umfassend bekannt. Vermutungen zufolge trägt dieser Bevölkerungsanteil jedoch einen großen Teil zur MRGN-Verbreitung bei. Durch ein unbemerktes MRGN-Trägertum gesunder Personen kann es zur Bakterienübertragung auf Risikopersonen kommen. Bakterielle Infektionen in Kombination mit einem supprimierten Immunsystem oder einer chronischen Erkrankung können für diese Personen lebensbedrohlich werden. Um in Zukunft die erfolgreiche Behandlung einer MRGN-Besiedlung weiterhin gewährleisten zu können, ist die Ermittlung der tatsächlichen MRGN-Verbreitung und -Quellen von hoher Priorität. Aus diesem Grund war das Ziel der vorliegenden Dissertation die Ermittlung der MRGN-Prävalenz in der gesunden Allgemeinbevölkerung Niedersachsens sowie die Identifizierung wesentlicher Risikofaktoren, die zu einer MRGN-Besiedlung führen können. Materialien & Methoden: 527 Stuhlproben wurden kulturell auf ein MRGN-Vorkommen untersucht. Zusätzlich wurden mittels Fragebogen mögliche Risikofaktoren für eine Bakterienbesiedlung erhoben. Die mikrobiologischen Untersuchungen umfassten neben dem kulturellen MRGN-Nachweis eine Bakterienidentifizierung mittels Matrix-assisted laser desorption time-of-flight-Massenspektrometrie (MALDI-TOF) und die Testung der Antibiotikaempfindlichkeit durch Mikrodilution (Vitek 2). Neben der gängigen statistischen Auswertung wurden erstmalig die Bayes’sche logistische Regression und Poststratifizierung angewandt, um auf Basis der Stichprobe MRGN-Prävalenzen resultierend durch die abgefragten Risikofaktoren für die gesunde Bevölkerung Deutschlands abzuschätzen. Ergebnisse: 30 (n = 527) Stuhlproben wiesen eine MRGN-Besiedlung mit Escherichia coli (E. coli), Klebsiella pneumoniae oder Citrobacter freundii auf. Dabei dominierte E. coli (n = 28/31, 90,3 %) mit dem Resistenzphänotypen eines ESBL-Produzenten (n = 15/28, 53,6 %) oder mit zusätzlicher Resistenzeigenschaft gegen Fluorchinolone als 3MRGN-Stamm (n = 13/28, 46,4 %). Basierend auf der Stichprobe ergab sich mittels Poststratifizierung angepasst an die Alters- und Geschlechtsstruktur Niedersachsens eine allgemeine MRGN-Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung Niedersachsens von 5,9 %. Bei der Analyse der erhobenen Risikofaktoren ergaben die Bayes’sche logistische Regression und Poststratifizierung starke Assoziationen einer MRGN-Besiedlung mit einem vergangenen Auslandsaufenthalt (OR = 1,69 [0,80; 3,78]) und einer vergangenen Antibiotikaeinnahme (OR = 1,90 [0,9; 3,97]). Es resultierten keine Assoziationen zu einer beruflichen Tätigkeit im Gesundheitswesen (OR = 0,80 [0,38; 1,66]) oder zu einem vergangenen Krankenhausaufenthalt (OR = 0,62 [0,21; 1,58]). Fazit: Die vorliegende Dissertation liefert aktuelle Hinweise über bislang nicht weiter untersuchte Eintragungswege der MRGN in eine asymptomatische Bevölkerungsgruppe. Dabei scheinen MRGN mit einer ähnlichen Frequenz in dieser Bevölkerungsgruppe verbreitet zu sein, wie sie bereits bei Risikogruppen nachgewiesen wurde. Die vorliegenden Ergebnisse sprechen dafür, dass eine berufliche Tätigkeit im Gesundheitswesen oder ein vergangener Krankenhausaufenthalt eine MRGN-Besiedlung nicht begünstigen im Vergleich zu anderen Faktoren wie einer Antibiotikaeinnahme und einem Auslandsaufenthalt. Des Weiteren lassen die ähnlichen MRGN-Prävalenzen in den Allgemeinbevölkerungen anderer europäischer Länder die Annahme zu, dass eine Besiedlung durch identische Risikofaktoren geschieht. Hinsichtlich der bedeutenden globalen Unterschiede zwischen den Gesundheitssystemen stützt die vorliegende Dissertation die Hypothese, dass die MRGN-Verbreitung einem breiteren Spektrum an Verbreitungswegen folgt als derjenigen von MRSA, dessen Verbreitungsweg eng mit dem Gesundheitssystem assoziiert ist. Darüber hinaus übersteigt die MRGN-Prävalenz in der deutschen Allgemeinbevölkerung die von MRSA, welche bei 0,5 % liegt. Die vorliegenden Ergebnisse geben Anlass für weitere Untersuchungen zu den diversen Eintragungswegen der MRGN. Besonders Maßnahmen im Bereich der Antibiotikaeinnahmen und -verordnungen sowie Auslandsreisen sollten im Fokus zukünftiger Strategien für die MRGN-Bekämpfung und -Eindämmung stehen, da durch deren grenzüberschreitenden Einfluss eine wachsende Rolle der MRGN-Verbreitung zu erwarten ist.
URL: https://doi.org/10.48693/335
https://osnadocs.ub.uni-osnabrueck.de/handle/ds-202305229105
Subject Keywords: MRGN; multiresistente Bakterien; Präventionsmaßnahme; Antibiotikaresistenzen; β-Laktam Antibiotika; One Health; extended-spectrum β-lactamase (ESBL); Bakterienprävalenzen; Allgemeinbevölkerung; Risikofaktoren; Niedersachsen; Antibiotika; normalgesund
Issue Date: 22-May-2023
License name: Attribution-NoDerivs 3.0 Germany
License url: http://creativecommons.org/licenses/by-nd/3.0/de/
Type of publication: Dissertation oder Habilitation [doctoralThesis]
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